BEFG

„Was bleibt von den Täufern nach 500 Jahren?“ – PD Dr. Astrid von Schlachta

Um den Blick nachfolgender Generationen auf die frühen Täufer und die Relevanz des Täufertums für die Gegenwart
ging es bei Workshop Täufergedenken mit rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf der BEFG-Bundesratstagung.

Die Historikerin PD Dr. Astrid von Schlachta, Vorsitzende des Mennonitischen Geschichtsvereins, fragte in ihrem Beitrag:
„Was bleibt von den Täufern nach 500 Jahren?“

Dabei arbeitete sie vier „Schlaglichter“ heraus.

Zunächst nannte sie die Gewaltlosigkeit. „Dass die Täufer im 16. Jahrhundert nicht zu den Waffen griffen, sondern gewaltlos leben wollten,
war der Grund für ihre Verfolgung und Vertreibung“, so von Schlachta.
Es stehe fest, dass das Prinzip der Gewaltlosigkeit für jede Gesellschaft bis in die heutigen „Zeiten eines nicht allzu fernen Krieges“ eine Herausforderung sei.

Tragfähig „für das Heute aus der historischen Erfahrung der Täufer“ sei auch
die Toleranz im Sinne des Verstehens und Respektierens „der Anderen“.

Während die heutige Debattenkultur dazu neige, andere Meinungen schnell auszugrenzen und als nicht legitim zu klassifizieren, ermahne das täuferische Beispiel,
„Minderheiten zu schützen und ihrer Diskriminierung und Stigmatisierung entgegenzuwirken“.

Auch das Gestalten und Aushalten von Vielfalt zugunsten der Gemeinschaft sieht Astrid von Schlachta als Merkmal der täuferischen Geschichte.
Konflikte seien normal. „Und letztendlich können wir dankbar sein für alle Spannungen und Debatten, denn sie helfen uns, das Verhältnis von Freiheit und Verpflichtung, von Gesetz und Gnade, von Tradition und Innovation, von Buchstabe und Geist zu definieren. Konflikte können ein Segen sein, wenn sie im Geist gegenseitigen Respekts ausgetragen werden.“

Und schließlich seien Non-Konformismus und Mündigkeit Erbe des Täufertums:
„Positionieren wir uns, auch gegen den Mainstream! Erheben wir unsere vielleicht non-konforme, kritische Stimme!“
rief Astrid von Schlachta die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops auf.
„Und seien wir wachsam, wo sich Mechanismen entwickeln, durch die Andere diffamiert, stigmatisiert oder sogar kriminalisiert werden.
Damit geben wir dem täuferischen Erbe seine Funktion für das Heute!“

Aus einem Artikel von Julia Grundmann „Die Geschichte der Täufer und ihre Bedeutung für die Gegenwart“