Ein Herz für Kinder – ein Herz für Menschen
Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Menschen jedweder Identität,
am vergangenen Wochenende habe ich zum ersten Mal größere Teile der Benefiz-Gala „Ein Herz für Kinder“ im Fernsehen verfolgt. Und ich muss gestehen: die dort dargestellten Schicksale und das vorgestellte Engagement vieler Menschen können einen nicht unberührt lassen. Da müsste mensch schon ein „Herz aus Stein“ haben. Besonders angesprochen hat mich das Engagement des ehemaligen Fußballprofis Toni Kroos. Die von ihm gegründete Stiftung hilft schwer kranken Kindern und Jugendlichen und ihren Familien. Dafür sind inzwischen bedeutende Geldmittel eingeworben sowie sinnvoll eingesetzt worden. Und Toni Kroos ist in der Arbeit präsent, zeigt Herz – ein Herz für Kinder eben. Dafür wurde er auch in der Fernsehsendung mit einem „goldenen Herzen“ geehrt. Mit den Ovationen, die ihm entgegen gebracht wurden, ging er souverän und keinesfalls etwa mit einer lässig-arroganten Haltung um – und kündigte für die Aktion „Ein Herz für Kinder“ eine Spende in Höhe von 100.000 € an. Das nötigt mir Respekt ab. Man mag einwenden, dass hier einer der oft so genannten „Superreichen“ vergleichsweise vielleicht nur ein Almosen gegeben hat. Hier hat aber einer Herz gezeigt, der sich empor gearbeitet hat, sich eine eigene Meinung erlaubt, von dem erworbenen Reichtum Engagement und Spenden an solche weitergibt, die es dringend brauchen. Dabei zeigt er nach außen eine Haltung, die ihn zum Vorbild taugen lässt.
Für einen Menschen wie Toni Kroos nutze ich gerne die Umschreibung: Das ist einer, der Gutes im Schilde führt.
Einen solchen Menschen muss ich nicht gleich fragen: „Was glaubst du?“ Warum? Weil ich eine glaubwürdige Antwort auf die Frage „Was tust du?“ erkenne.
Und in dem oben beschriebenen Verhalten erkenne ich ein „Herz für Kinder“ und ein Herz für Menschen in tätiger Nächstenliebe.
Als evangelischer Christ weiß ich natürlich um das reformatorische „allein aus Glauben“. Das will sagen, dass der Mensch der Gnade und Gerechtigkeit Gottes allein aus Glauben teilhaftig wird. Dafür gibt es im Neuen Testament auch wichtige Belege. Glücklicherweise werden diese an der einen oder anderen Stelle aber noch konkretisiert. Zum Beispiel in einem Brief, den der Apostel Paulus an die Gemeinde der Galater geschrieben hat. Das war eine frühchristliche Gemeinde in der Gegend der heutigen türkischen Hauptstadt Ankara.
Im fünften Kapitel dieses Briefs zeigt sich, dass es um den Glauben geht, der in tätiger Liebe wirksam wird. Diese „tätige Liebe“ ist für mich der Ausweis dessen, dass eine oder einer Gutes im Schilde führt. Den oder die muss ich nicht kritisch nach dem „richtigen Glauben“ hinterfragen. Dafür ist auch das Gleichnis vom so genannten barmherzigen Samariter ein Beleg.
Zwei für mich sehr glaubwürdige Zeugen möchte ich für meine dargelegten Gedanken noch bemühen.
Der eine ist Dietrich Bonhoeffer. Dieser evangelische Theologe formulierte am Ende seines Lebens: „Christus als Gott ist der Mensch für andere“. Er bezahlte seine Haltung (und sein Tun) mit dem Leben und wurde kurz vor Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft ermordet.
Der zweite ist der katholische Theologe und vor kurzem verstorbene Bischof Franz Kamphaus. Er formulierte: „Mach’s wie Gott, werde Mensch!“ Ein gerne gebrauchtes Zitat für die Advents- und Weihnachtszeit. So gerne beide Theologen für romantische Momente in der Advents- und Weihnachtszeit zitiert werden, so ernst ist bei näherem Hinsehen die Botschaft beider Männer. Es geht um die unbedingte und tätige Nächstenliebe. Dafür steht der Christus als Vorbild, dessen Geburtsfest bevorsteht. Dafür stehen zum Beispiel die beiden genannten Theologen als glaubwürdige Nachfolger.
Und wenn es darum geht, ein „Herz für andere“ zu zeigen, zu entwickeln, tätig werden zu lassen, dann darf auch sicher einer wie Toni Kroos zum Vorbild taugen. Wichtiger aber ist noch, dass wir alle, die wir Christus nachfolgen wollen, die wir glaubwürdig den Sinn des Advent und des Weihnachtsfestes in die Welt tragen wollen, dieses Herz für Menschen, das Herz für andere, das Herz für alle Kreatur zeigen, groß werden lassen – und wegen mir dann auch golden werden lassen wie eine Kugel, die den Weihnachtsbaum oder ein liebevoll verpacktes Geschenk schmückt.
Peter Querbach
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Griesheim