“Hilfe!“ – oder: „Herr, was willst du, das ich tun soll?“
Griesheim hat ein gut funktionierendes Netz zur Unterstützung von Menschen in Problem- und Notlagen. Es besteht aus den gesetzlich vorgesehenen systemischen Hilfen, wird aber ergänzt durch meist ehrenamtliche Netzwerke in Vereinen, öffentlichen und privat getragenen Initiativen. Und doch: Es gibt immer wieder Menschen und Situationen, in denen die bestehenden Angebote ihre Adressaten nicht erreichen oder diese nicht auf ihren individuellen Bedarf zugeschnitten sind – aus welchen Gründen auch immer. Hilferufe unterschiedlichster Art belegen das.
Weil das so ist, haben sich vor zehn Jahren Menschen aus katholischen, evangelischen und freikirchlichen Gemeinden in Griesheim zusammengeschlossen und den ökumenischen Helferkreis gegründet. Am 25. Juni ist das mit einem abwechslungsreichen (selbstverständlich ökumenischen!) Gottesdienst in der Kirche St. Stephan gefeiert worden. Bürgermeister Geza Krebs-Wetzl würdigte die Arbeit mit einem Grußwort. Ein Empfang sowie das anschließende gemeinsame Mittagessen gaben Gelegenheit zur Rückschau, zum Austausch und zum Ausblick auf die Weiterarbeit.
Was leistet der ökumenische Helferkreis? Die inzwischen mehr als 50 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer bringen sich ein, wenn praktische Hilfe vor Ort nötig ist. Dies kann die Hilfe beim Einkauf sein, eine akut nötige Kinderbetreuung bei einem wichtigen Termin, die Begleitung beim Spaziergang, eine Kleinreparatur. Das kann die Begleitung bei Behördenangelegenheiten sein, die nicht allein bewältigt werden können. Das kann ein Besuchsdienst sein, zum vertraulichen Gespräch, zum Vorlesen oder Spielen. Als 2015 die Welle der Geflüchteten Griesheim erreichte, startete eine bis heute aktive Kooperation mit dem Arbeitskreis Asyl mit Deutschkursen, Aufbau und Betrieb des Lagers für gespendete Sachen, Fahrradwerkstatt und einiges mehr. Als die Gerhart-Hauptmann-Schule vor Jahren Lesepatinnen und -paten für die Leseförderung von Kindern in den fünften Klassen suchte, war es der ökumenische Helferkreis, der bis heute Menschen dafür gewinnen und der Schule zur Verfügung stellen konnte. Und manche Anfrage erfordert kreatives Handeln, weil nicht auf den ersten Blick klar ist, welcher Bedarf sich wirklich dahinter verbirgt. Jede Hilfe erfolgt kostenlos und vertraulich mit einer klaren Abgrenzung dafür, wo professionelle Hilfe bzw. die Nutzung kommerzieller Angebote erforderlich sind. Alle Helferinnen und Helfer erhalten eine Grundlagenschulung, Fortbildungen zu ihrem Einsatzgebiet und Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch.
Was treibt die Menschen im ökumenischen Helferkreis an? Alle Helferinnen und Helfer wissen sich dem christlichen Gebot tätiger Nächstenliebe verpflichtet und bringen sich mit ihren Begabungen und Fähigkeiten ein. Sie orientieren sich am Vorbild des Jesus von Nazareth: Der fragte damals Menschen, die um Hilfe baten: „Was willst du, das ich dir tun soll?“ Ähnlich fragte aber auch Saulus, als er zum Paulus geworden war: „Herr, was willst du, das ich tun soll?“ Beide Fragen sind bis heute aktuell und drängend: Die Frage, wie man sich selbst einbringen kann, wie auch die Frage danach, welche Hilfe denn konkret erwartet wird.
Diese Doppelfrage stelle ich nun auch mit diesem geistlichen Wort: „Was willst du, das ich dir tun soll?“ Sollten Sie Hilfe benötigen, die im System der Unterstützungsangebote nicht vorkommt, können Sie ihren Bedarf formulieren und Ihre Anfrage an den Helferkreis richten. „Was willst du, das ich tun soll?“ Sollten Sie sich einbringen wollen und fragen, wie das gehen kann, freut sich der Helferkreis ebenfalls über Ihre Kontaktaufnahme. Und Spenden sind auch willkommen – sie können als gemeinnützig steuerlich geltend gemacht werden.
Der Helferkreis ist unter 01577 382 8482 oder kontakt@helferkreis-griesheim.de erreichbar.
Weitere Informationen unter www.helferkreis-griesheim.de
Peter Querbach