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…aus dem Griesheimer Anzeiger

Der nachfolgende Artikel von Julia Ruhöfer ist im April 2013 als Geistliches Wort im Griesheimer Anzeiger erschienen:

Friedfertige Nachbarschaft um jeden Preis ???

Liebe Griesheimerinnen, liebe Griesheimer (und Besucher unsere Webseite),

in bestimmten Fernsehsendern können wir verfolgen, wie Gerichtsverhandlungen ablaufen, Anwälte konsultiert, Privatdetektive auf (vermeintliche) Ehebrecher angesetzt und Grundstücksübertretungen gefilmt werden. Auf der einen Seite stellen die Betrogenen ihre Sicht der Dinge dar, auf der anderen Seite die Angeklagten. Oft geht es in diesen „Gerichtsverhandlungen“ hitzig und turbulent zu. Verletzte Gefühle und Kränkungen spielen nicht selten eine große Rolle. –

Egal, ob nachgestellten Gerichtsverhandlung oder selbst erlebte (An-) Klage; ich hoffe,  dass von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, noch niemand oder zumindest nicht oft in einer solchen Situation war. Als Zuschauer der oben genannten Sendungen fragt man sich, ob nicht allen Beteiligten etwas mehr Gelassenheit gut tun würde. Gelassenheit im Vertrauen darauf, das Recht gesprochen wird. Und, meiner Ansicht nach viel wichtiger, Gelassenheit im Vertrauen darauf, dass die Betroffenen ihren Frieden mit der Situation machen können.

An die Situationen meines Lebens, in denen mir Unrecht geschah, denke ich zwar nach wie vor nur sehr ungern zurück; doch ich bin froh, dass sie mir nicht mehr meinen Schlaf rauben oder meinen Herzschlag erhöhen. Wenn ich auch nicht das mir erhoffte Recht zugesprochen bekam, so kann ich doch sagen, dass ich meinen Frieden mit der Angelegenheit machen konnte. Und dieser Frieden ist mir mehr wert, als die eventuelle finanzielle Vergütung meines entstandenen Schadens.

Doch muss ich klarstellen, dass ich diesen Frieden nicht aus eigener Kraft oder Anstrengung erreichte, sondern dass mir Gott dabei half. Der Gott, der Jesus in der Bergpredigt zu selbstloser Friedfertigkeit aufrufen lässt. Heute würde Jesus uns vielleicht in einer Open-Air-Rede an der Wagenhalle zurufen:

„Ich aber sage euch: Zahle es dem, der dir Böses antut, nicht mit gleicher Münze heim. Sondern, wenn einer dir einen Vogel zeigt, lächle ihn freundlich an.

Wenn eine sich vordrängelt an der Supermarktkasse, hebe ihr noch ein heruntergefallenes Päckchen auf.

Wenn einer dir die Vorfahrt nimmt und dabei beinahe deine Stoßstange abreißt, wünsche ihm noch einen guten Nachhauseweg.

Wenn die Nachbarn nie ihren Bürgersteig kehren, sondern das Laub auch noch zu dir rüber weht, fege auch noch vor ihrer Tür.

Wenn deine Kinder dir die Anteilnahme, deine Arbeitskollegen dir den Respekt missen lassen, wünsche ihnen alles Gute.“

Diese nach außen gelebte Friedfertigkeit wirkt auch in uns hinein. Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,  dass Sie dies erfahren können – egal ob Sie sich mit oder ohne Gottes Hilfe auf diesen friedfertigen Weg machen möchten.

Julia Ruhöfer

Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Griesheim